Gesellschaft für Bibliodrama

Bibliodrama auf dem Kirchentag

Bibeltheater, Bibliodrama und Bibliolog

auf Deutschen Evangelischen Kirchentag Nürnberg 2023

 

Strahlendblauer Himmel über Nürnberg!

Nur einmal wurde das schöne Sommerwetter unterbrochen durch ein gewaltiges Gewitter.

Kirchentag Juni 2023 – festliche Tage für Bibliodama, Bibliolog und Bibeltheater.

Nach vier Jahren war es endlich wieder möglich, in einem Zentrum Workshops anzubieten. In die Vorfreude des Projektteams mischte sich allerdings die unsichere Frage, ob wir an die Erfahrungen der vergangenen Kirchentage würden anknüpfen können. Doch bereits am Donnerstagvormittag erwies sich diese Skepsis als unnötig. Viele erwartungsvolle und neugierige Menschen drängten sich in das Foyer, um an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen. Das Interesse war überwältigend groß.

„Die kleinen Unterschiede. Drei Methoden, Bibel zu erleben“. Das klang ja auch verlockend. Als Moderatoren führten Frank Muchlinksy und Michael Ellendorff kurzweilig durch die drei Stunden. Ekkehard Langbein (Bibeltheater zu Johannes 5, „Der Kranke am Teich Bethesda“), Maria Harder (Bibliodrama zu Prediger 3, „Alles hat seine Zeit“) und Frank Muchlinsky (Bibliolog zu 1. Mose 9, „Noah“) gelang es, in jeweils 20 Minuten den Teilnehmenden mehr als nur einen Einblick in ihre Methode zu ermöglichen und sicher durch den Prozess zu führen.

Ich war beeindruckt von der Offenheit der Teilnehmenden, sich in dem Rahmen einer sehr großen Gruppe auf die drei Methoden einzulassen, und bin glücklich, dass der Auftakt zu den drei Workshop-Tagen so gut gelungen ist. Es hat sich gelohnt, dieses Wagnis einzugehen.

Und was so erfreulich begonnen hatte, setzte sich dann in den Workshops (zu den Texten 1. Mose 50, 15-21, Johannes 2, 1-12 und Lukas 17, 20 und 21) fort.

Ich kann gar nicht alle Rückmeldungen der Workshop-Leitenden hier nennen,

will aber einige Stichworte auswählen:

Es war in Nürnberg nicht anders als auch auf den bisherigen Kirchentagen:

Die Teilnehmenden ließen sich neugierig und ernsthaft und meistens auch ohne Scheu auf die Methoden und den Prozess ein, bereit und offen dafür, Erfahrungen mit dem Bibeltext zu machen, die sie überraschen mochten.

Alles hatte seine Zeit: vertraute Texte hören, lesen, bewegen und spüren: „Ach, so habe ich das ja noch nie verstanden!“

„Die Methoden tragen“, so heißt es im Rückblick eines Workshop-Leitenden, „sorgfältige Vorbereitung gibt mir Sicherheit“.

Und eine andere nennt ihre Intuition, auf die sie sich im Prozess verlassen konnte, ebenso wie ihre Erfahrung und vor allem die gelingende Zusammenarbeit mit der Co-Leitenden, dem Co-Leitenden. Und, um eine weiteren Rückblick zu zitieren: „Wir vertrauten dem Text und dem Heiligen Geist.“

Ja, wir – Workshop-Leitende, Mitwirkende und Teilnehmende – können auf festliche und vielleicht sogar pfingstliche Tage im Workshop-Haus zurückblicken.

Und dies, obwohl wir an manchen Stellen mit erheblichen Störungen zurechtkommen mussten.

So bildeten sich leider wie auf den vergangenen Kirchentagen auch diesmal wieder lange Warteschlangen derer, die ein Ticket für einen Workshop haben wollten.

Der Kirchentag beanspruchte die Organisation der Ticketvergabe für sich, wir hatten keinen Einfluss darauf. Zwar lief es diesmal besser als auf dem Kirchentag 2019 in Dortmund, dennoch hätten wir gerne die Gelegenheit gehabt, mehr für „Abgewiesene“ tun zu können. Dafür hätten wir allerdings auch keinen großen zusätzlichen Raum oder einen Innenhof zur Verfügung gehabt.

Die Räume waren überhaupt insgesamt recht knapp bemessen. Mit Blick auf das große Interesse hätten wir gut noch weitere Workshops anbieten können.

Außerdem waren manche der zugewiesenen Räume zu klein.

Und, um nun noch einen weiteren, wesentlichen Kritikpunkt zu nennen:

Die Workshop-Leitenden und die anderen im Haus Mitwirkenden hatten keinen Raum, der ausschließlich für sie bereit stand. Untergebracht in dem Foyer, in dem auch andere Veranstaltungen des Kirchentages stattfanden, konnten wir nicht einfach nur für uns sein, ungestört miteinander reden und in Ruhe eine Pause machen.

Dass wir trotz dieser misslichen Bedingungen den Schwung und die Freude nicht verloren haben, finde ich beachtlich. Wir ließen uns die gute Laune nicht verderben. Im Gegenteil, wir konnten unserer Spontaneität und Phantasie vertrauen und hatten in den beiden Verantwortlichen der Objektleitung im Haus eine große Unterstützung. Am Mittwochnachmittag, während noch die Workshopräume in Augenschein genommen wurden, fanden sich glücklicherweise Stellwände, die wir als Abgrenzung für unseren Bereich im Foyer verwenden konnten. Eine labile und provisorische, aber doch klare Grenze, die unserem Raum nicht nur weiteren Schutz, sondern zugleich wie nebenbei mit Karikaturen auf unsere Angebote aufmerksam machte. Anja Stieghorst sei Dank!

Auch war es möglich, die enge Raumzuteilung an einer Stelle aus den Angeln zu heben. Bettina Petzelberger bot, wie schon auf dem Kirchentag 2017 in Stuttgart, mit Blick auf die große Zahl der Interessierten einen Spontanworkshop an. Mithilfe der Objektleitung konnte sie ihn ohne Mühe in einem weiteren Raum durchführen.

Wir haben diese, wie schon geschrieben, während der ganzen Zeit als überaus hilfsbereit, ruhig und kompetent erlebt.

Es wurde an den drei Tagen im Workshop-Haus zwar nicht in so vielen verschiedenen Zungen gesprochen, wie es im 2. Kapitel der Apostelgeschichte erzählt wird. Aber die, die sich einfanden, kamen von Osten und vom Westen, aus dem Norden und aus dem Süden. Sie sprachen fränkisch und rheinisch, hessisch und norddeutsch, schwäbisch, hochdeutsch, manchmal auch englisch. Sie brachten ihre katholischen, evangelischen, orthodoxen Traditionen mit, erlebten Bibeltheater und Bibliolog, bewegten sich im Bibliodrama, tanzten, sangen, spielten, improvisierten.

Und es kamen auch nicht nur erfahrene Kirchentagsgäste.

Eine Workshop-Leitende freute sich: Es waren sogar 5 Jugendliche da!

Aus Polen und Rumänien waren Dorota Majda und Maria Joana zu Gast

und berichteten auf dem „roten Sofa“ (es waren lila Bänke!) von ihren Erfahrungen mit Bibliodrama in ihren Ländern. Außerdem boten sie zusammen mit Albert Henz bzw. Anja Stieghorst je einen Workshop an.

Aus diesem Workshop möchte ich eine Resonanz weitergeben, die mich besonders gefreut hat: Maria Joana entschloss sich, obwohl sie nicht abschätzen konnte, wie dies aufgenommen werden würde, einen rumänisch-orthodoxen Impuls mit den anderen zu teilen. Aber sie traute sich, und die Teilnehmenden dankten ihr dafür.

Es gelang, Verstehen gelang.

 

Und am Ende stand ein Fest. Am Samstagabend trafen sich Workshop-Leitende, Mitwirkende und das Projektteam in einem italienischen Restaurant.

 

Ich habe es unternommen, einen Rückblick zu schreiben.

Es sind meine subjektiven Eindrücke, die anderen aus dem Projektteam können sicher weitere Gesichtspunkte ergänzen.

Ich erinnere mich nicht nur gerne an unsere Zeit im Workshop-Haus, sondern auch an die zahlreichen Vorbereitungssitzungen per Zoom während des vergangenen Jahres. Unser Zusammenarbeiten war gut, konzentriert und inspirierend und macht Lust auf den kommenden Kirchentag in Hannover.

 

Doris Diether hatte zusammen mit Gerriet Heinemeier die Fäden in der Hand. Ihr gebührt großer Dank! Sie mailte und telefonierte unermüdlich mit den Zuständigen vom Kirchentag, ließ sich nicht entmutigen, hielt den Kontakt zu den Workshop-Leitenden und zu uns und blieb dabei mit einer Engelsgeduld immer freundlich.

 

 

Susanne Timm-Münden

 

Projektteam Bibliodrama, Bibliolog und Bibeltheater auf dem Kirchentag 2023:

Doris Diether, Michael Ellendorf, Andrea Felsenstein-Rossberg, Gerriet Heinemeier, Ekkehard Langbein, Michaela Langenheim, Frank Muchlinsky, Marina Schwabe, Susanne Timm-Münden.